Die Franziskaner in Bornhofen

V.l.n.r.: P. Marcjan | P. Hugon | P. Desiderius | P. Eryk

P. Eryk Kapala OFM

  • Guardian des Klosters
  • Wallfahrtsseelsorger

P. Desiderius Ziembla OFM

  • Vikar des Klosters
  • Pfarrer in der Pfarrei Heilige Elisabeth von Schönau
    (gemäß c. 517 § 1 CIC: in solidum)
  • Wallfahrtsseelsorger

P. Marcjan Kozlowski OFM

  •  Ökonom des Klosters
  • Kooperator in der Pfarrei Heilige Elisabeth von Schönau
  • Wallfahrtsseelsorger

P. Hugon Superson OFM

  • Pfarrer in der Pfarrei Heilige Elisabeth von Schönau
    (gemäß c. 517 § 1 CIC: in solidum)
  • Wallfahrtsseelsorger

 

Von den Anfängen…

In der wechselvollen Geschichte des Klosters und der Wallfahrten nach Bornhofen waren die Franziskaner der erste Orden, der die Pilger am Ort des Gnadenbildes der Muttergottes betreuten. 1662 berief der Kurfürst von Trier die Franziskaner von Boppard zur Aushilfe, an allen Sonn- und Feiertagen eine Hl. Messe zu feiern und im Beichtstuhl mitzuhelfen, nachdem zuvor der Pfarrer von Kamp den Wallfahrtsdienst mit versah.

1679 errichtete der Kurfürst und Erzbischof von Trier, Johann Hugo von Orsbeck, in Bornhofen ein Kloster, in das er die Kapuziner aus Wellmich berief, die dort in einem engen Glöcknerhaus neben der kleinen Kirche wohnten. Der Kurfürst legte selbst den Grundstein zum neuen Kloster und trug die Baukosten. Über 130 Jahre arbeiteten die Kapuziner unermüdlich und segensreich zur Ehre der Gottesmutter von Bornhofen und zum Heil der Pilger, bevor 1813 das Kloster aufgehoben und die Ordensleute vertrieben wurden.

Seit 1827 gehört Bornhofen zu dem neu gegründeten Bistum Limburg. Der damalige Bischof Peter Josef Blum kaufte 1850 einen Flügel des Klosters und beauftragte Redemptoristen aus Altötting, die Gnadenstätte zu betreuen; Bischof Blum sah in Bornhofen ein „Altötting am Rhein“. Als 1873 der Kulturkampf ausbrach, mussten die Ordensbrüder nach nur 23 Jahren das Kloster und ihre Heimat verlassen und ins Ausland in die Verbannung gehen.

Mit Erfolg hatte sich der Bischof von Limburg, Dr. Karl Klein, am 28. März 1890 für eine Wiederbesiedlung des Wallfahrtsklosters durch die Franziskaner der Thüringischen Ordensprovinz eingesetzt, die an die Tradition der Kapuziner und Redemptoristen anknüpften. Während der Zeit des Nationalsozialismus „verwaltete“ ein politischer Kommissar die Finanzen des Klosters, leerte die Opferstöcke und behinderte so und anders die Patres in ihrem seelsorgerischen Dienst. Verschiedene Räume des Klosters wurden in den Jahren 1942 bis 1945 zur Unterbringung von „Volksdeutschen“ genutzt.

1949 vernichtete ein Brand, der nie ganz aufgeklärt wurde, den Dachstuhl der Wallfahrtskirche sowie den oberen Stock des Klostergebäudes. Das Gnadenbild der Schmerzensmutter Gottes blieb unversehrt. Tatkräftig unterstützten Bevölkerung und Pilger den Wiederaufbau von Kirche und Kloster.  

Die Franziskaner aus Krakau in der Verantwortung für die Wallfahrten und die Seelsorge im Pastoralem Raum Braubach/Kamp-Bornhofen

Nach über 100jähriger Tätigkeit wurden die Franziskaner der Thüringischen Provinz am 25. Oktober 1998 vom Kloster in Kamp-Bornhofen verabschiedet. Ihren gesamten Aufgabenbereich – insbesondere die Wallfahrten und das seesorgliche Engagement – übernahm die Franziskanerprovinz Immaculata Conceptionis B.V.M., Krakau. Die Krakauer Franziskanerprovinz betreut bereits in Polen einige Wallfahrtsorte, unter anderem den weltweit berühmten Wallfahrtsort Kalwaria Zebrzydowska. Hier haben die Franziskaner von Bornhofen ihre geistige Heimat gefunden und ihre philosophisch-theologische Ausbildung erhalten.

Sie folgen den Spuren des Oberhauptes der katholischen Kirche und besuchen Kalwaria Zebrzydowska, den Heimatwallfahrtsort von Papst Johannes Paul II. Seit 1999 ist diese Gnadenstätte Weltkulturerbe der UNESCO. Kalwaria Zebrzydowska ist ein Denkmal von außergewöhnlich kulturellem Wert, in dem die Landschaft als Rahmen benutzt wird zur symbolischen Darstellung des Leidens Christi mit Hilfe von Kapellen und Parkwegen. Das Ergebnis ist ein „Komplex“ von seltener Schönheit und von großem kulturellen und spirituellen Wert, in dem sich die natürlichen und die vom Menschen geschaffenen Elemente in harmonischer Weise vereinen. Es handelt sich um einen imponierenden Komplex, der das Heiligtum umfasst, sowie 42 Kapellen, die sich über die Hänge des Berges Zar und im Tal des Skawinka-Baches (Cedron) verteilen. Das Heiligtum ist das Ziel ständiger Wallfahrten aus Polen und aus dem Ausland, besonders zur Feier des „Geheimnisses des Kalvarienberges“ in der Karwoche und zum Hochfest Mariä Aufnahme in den Himmel. Johannes Paul II. kam in den Jahren 1979 und 2002 als Pilger dorthin, um zur „Madonna vom Kalvarienberg“ zu beten, für die er von Kindheit an eine besondere Verehrung gepflegt hatte.

Die vielen Fuß- und Schiffswallfahrten, die alljährlich nach Kamp-Bornhofen kommen, haben die Wallfahrtsstätte weit über die Rheingemeinde und die Region hinaus bekannt gemacht. Diese Tradition führen die Franziskaner aus Polen fort.

Aus der Ordensgeschichte der Franziskaner

Die vom hl. Franz von Assisi (1181/82-1226) ins Leben gerufene Brüderschaft wurde mit der Anerkennung durch Papst Innozenz III. (1209/10) und der Bestätigung der endgültigen Regel (1223) zum Orden der Minderen Brüder (Ordo Fratrum Minorium, OFM).

Im Jahre 1221 kamen die ersten Franziskaner nach Deutschland. Bis zum Ende des 13. Jahrhunderts lebten und wirkten sie in etwa 200 Konventen. In den rasch wachsenden Städten kam die pastorale Tätigkeit der Ordensleute den Erwartungen der Menschen entgegen. Es entwickelte sich eine fruchtbare Zusammenarbeit von Stadt und Kloster, geprägt durch die zur Besitzlosigkeit verpflichteten Brüder und deren franziskanische Lebensform und Tätigkeit.

Im 15. Jahrhundert drängten Reformideen aus Frankreich und Italien nach Deutschland. Die 1517 beginnende Reformation erschütterte den Orden zutiefst, der nach und nach in den evangelischen Städten und Ländern seine Klöster verlor. Im Laufe des 17. Jahrhunderts änderte sich die Situation, als weltliche und geistliche Landesherren Klostergründungen ermöglichten und von den Ordensgemeinschaften ein zeitgemäßes Apostolat in Seelsorge, Predigt und Schule erwarteten.

Mit den weit reichenden politischen und kirchlichen Veränderungen um 1800 endete diese ordensgeschichtliche Epoche. Die Säkularisation führte zur Aufhebung fast aller Franziskanerklöster in Deutschland. Der Neubeginn setzte nur zögerlich ein. Jede Klostergründung hing ab von staatlicher Genehmigung und strenger staatskirchlicher Aufsicht. Nach und nach erlangten die Franziskaner wieder ihren pastoralen und spirituellen Einfluss aus der Zeit vor der Reformation zurück.

In jüngster Vergangenheit und Gegenwart teilt der weltweit präsente Orden, nach den Jesuiten noch immer mit ca. 18000 Mitgliedern die zweitgrößte Ordensgemeinschaft, das Los aller Orden der katholischen Kirche: Zahlenmäßiger Rückgang in den alten Ländern und Reduzierung der apostolischen Tätigkeiten, während sich in den Ländern der „Dritten Welt“ ein franziskanisches Leben eigener Prägung entwickelt(e).

Einfachheit, Brüderlichkeit, Option für die Armen und Unterprivilegierten, Einsatz für die Bewahrung der Schöpfung, für Frieden und Gerechtigkeit und zeitgemäße Evangelisation sind die Ziele der heute ca. 550 Franziskaner in Deutschland – nach den Benediktinern der zweitgrößte Orden. Der Ordensgemeinschaft weltweit gemeinsam ist die Lebensregel des Evangeliums, die Bergpredigt in ihrem Zuspruch und ihrem Anspruch, die Option für die Privilegierten Gottes, die Armen, und die Erneuerung der Kirche – in der gemäßen inneren Haltung und der Offenheit für das, was der Geist uns heute aufträgt zu tun.